Im Stahlbau, wo Präzision und Sicherheit entscheidend sind, ist die Einhaltung von Normen wie der DIN EN 1090 nicht nur gesetzliche Pflicht, sondern auch ein integraler Bestandteil der täglichen Arbeit, um die Produktionsqualität und Zuverlässigkeit jeder Konstruktion zu gewährleisten.
DIN EN 1090: eine entscheidende Norm im Stahlbau
Um sicherzustellen, dass Parkhäuser, Einkaufszentren oder Produktionshallen aus Stahl qualitativ hochwertig und sicher sind, gibt es eine Reihe von Normen, die dazu dienen, Sicherheit, Qualität und Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Sie legen einheitliche Standards für Materialien, Konstruktionen und Fertigungsprozesse fest. Eine entscheidende Norm im Stahlbau ist die DIN EN 1090.
Was ist die DIN EN 1090?
Die DIN EN 1090 ist eine europäische Normenreihe für die Ausführung von Stahl- und Aluminiumtragwerken. Sie legt unter anderem die Anforderungen an die Konstruktion, Herstellung und Prüfung von tragenden Stahl- und Aluminiumbauteilen fest, welche als Bauprodukte für den europäischen Binnenmarkt bestimmt sind. Die DIN EN 1090 regelt dazu die werkseigene Produktionskontrolle, die Herstellerzertifizierung, sowie den Konformitätsnachweis und die CE-Kennzeichnung für tragende Stahl- und Aluminiumbauteile.
Anwendungsbereich der DIN EN 1090
Die DIN EN 1090 gilt für tragende Bauteile aus Stahl und Aluminium, die als Bauprodukte auf dem europäischen Binnenmarkt in den Verkehr gebracht werden. Dazu zählen Bauwerke wie Produktions- und Logistikhallen, Hochhäuser oder Brücken. Nach der Bauproduktenverordnung müssen alle tragenden Bauteile konform mit der DIN EN 1090-1 gefertigt werden, wobei für Bauteile aus Stahl zusätzlich die DIN EN 1090-2 relevant ist. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Bauteile bestimmte Sicherheits-, Zuverlässigkeits- und Qualitätsspezifikationen erfüllen.
DIN EN 1090: eine ganze Normen-Reihe
Die DIN EN 1090 ist eine Normenreihe, die in vier Teile gegliedert ist, die jeweils unterschiedliche Aspekte der Herstellung und Montage abdecken.
DIN EN 1090-1
DIN EN 1090-2 und DIN EN 1090-3
DIN EN 1090-4
Ausführungsklassen EXC1 bis EXC4
Ein zentraler Bestandteil der DIN EN 1090 ist die Festlegung von sogenannten Ausführungsklassen bzw. Execution Classes (EXC) für Stahlbauteile. Diese reichen von EXC1, wobei diese die niedrigste Ausführungsklasse ist, bis hin zu EXC4, welche die höchste Ausführungsklasse darstellt. Mit steigender Ausführungsklasse steigen auch die Anforderungen an die werkseigene Produktionskontrolle, die Überwachung durch das Schweißaufsichtspersonal, sowie an die Prüfung und Dokumentation. Die Festlegung der Ausführungsklassen basiert auf den Auswahlkriterien Schadensfolgenklasse (CC), Beanspruchungskategorie (SC) und Herstellungskategorie (PC).
Schadensfolgeklassen
- CC1 (leicht): Schäden in dieser Klasse haben geringe Folgen für das Leben von Menschen oder nur vernachlässigbare Auswirkungen auf die Wirtschaft.
- CC2 (mittel): Schäden in dieser Klasse haben mittlere Folgen für das Leben von Menschen oder beträchtliche wirtschaftliche Folgen.
- CC3 (schwer): Schäden in dieser Klasse haben hohe Folgen für das Leben von Menschen oder sehr große wirtschaftliche Auswirkungen.
Beanspruchungsklassen
- SC1 (statisch): Diese Klasse betrifft Lasten, die nahezu unbeweglich sind und sich kaum verändern.
- SC2 (dynamisch): Diese Klasse betrifft Lasten, die sich ändern und beweglich sind.
Herstellungskategorien
- PC1: Diese Kategorie umfasst geschweißte Bauteile, die aus Stahl unter der Güte S355 gefertigt sind.
- PC2: Diese Kategorie umfasst geschweißte Bauteile, die aus Stahl der Güte S355 und höher gefertigt sind.
Auf Basis dieser Auswahlkriterien ist die Festlegung einer Ausführungsklasse für Stahlbauteile – vereinfacht dargestellt – wie folgt möglich:
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DIN EN 1090 – welche Anforderungen müssen konkret erfüllt werden?
Bemessung: Die statische Berechnung muss die Anforderungen der DIN EN 1090 erfüllen, um die Tragfähigkeit und Standsicherheit der Bauteile sicherzustellen.
Konstruktionsmaterialien: Die Eigenschaften der verwendeten Materialien müssen anhand von Werkszeugnissen beziehungsweise Abnahmeprüfzeugnissen kontrolliert und dokumentiert werden. Die Rückverfolgbarkeit der Materialien mit ihren spezifischen Eigenschaften im fertigen Bauteil muss, je nach Ausführungsklasse (EXC), gewährleistet sein.
Schweißen: Für das Schweißen ist ein Schweißzertifikat erforderlich, das den Qualitätsanforderungen der ISO 3834 entspricht. Schweißanweisungen, geprüfte Schweißer und Schweißaufsicht sowie eine 100%ige Sichtprüfung der Schweißnähte sind ebenfalls vorgeschrieben.
Korrosionsschutz: Der Korrosionsschutz muss den einschlägigen Normen entsprechen. Beschichtete Oberflächen sind nach ISO 12944 zu behandeln, verzinkte Oberflächen nach EN ISO 1461 und EN ISO 14713-1/-2 und beim Feuerverzinken muss die DASt-Richtlinie 022 berücksichtigt werden.
Mechanische Verbindungen: Die verwendeten Verbindungsmittel müssen definierte Materialeigenschaften aufweisen. Es wird zwischen planmäßig vorgespannten und nicht vorgespannten Schrauben unterschieden. Die relevanten Normen sind EN 15048-1 für nicht vorgespannte und EN 14399-1 für vorgespannte Schraubverbindungen.
Dokumentation: Eine detaillierte schriftliche Dokumentation der Ausführung ist erforderlich. Dazu gehören Übersichts- und Werkstattzeichnungen, Montagepläne, sowie eine Qualitätsdokumentation und ein Qualitätsmanagementplan. Ebenso müssen Prüfbescheinigungen für die Konstruktionsmaterialien und Berichte zu Schweiß- oder mechanischen Verbindungen und Korrosionsschutz bereitgestellt werden.
Wie wird die Einhaltung der DIN EN 1090 überprüft?
Der Zertifizierungsprozess nach EN 1090 besteht aus mehreren Schritten: Zunächst muss der Hersteller durch eine Erstprüfung (ITT) nachweisen, dass er die Voraussetzungen erfüllt, um tragende Bauteile und Bausätze normgerecht zu liefern. Der Hersteller ist verpflichtet, ein System der werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) einzurichten, zu dokumentieren und dauerhaft aufrechtzuerhalten, um sicherzustellen, dass die in Verkehr gebrachten Produkte die angegebenen Leistungsmerkmale erfüllen. Bei der Erstinspektion (ITC) überprüft die zertifizierende Stelle, ob das eingerichtete WPK-System tatsächlich zur normkonformen Herstellung der Bauteile geeignet ist. Darüber hinaus führt sie regelmäßige Überwachungen durch, um die fortlaufende Einhaltung der Norm zu gewährleisten. Der Zertifizierungsprozess gemäß DIN 1090 wird in folgender Grafik dargestellt:
Häufigkeit der Inspektionen
Nach der Erstinspektion erfolgt die nächste Inspektion innerhalb der laufenden Überwachung ein Jahr später. Die Zeitabstände für die weiteren Überprüfungen richten sich nach der Ausführungsklasse der Konstruktion. Bei den Ausführungsklassen EXC1 und EXC2 findet die nächste Inspektion zwei Jahre nach der Erstinspektion statt, und danach werden die folgenden Inspektionen alle drei Jahre durchgeführt. Bei den Ausführungsklassen EXC3 und EXC4 sind die Intervalle zunächst enger. Hier erfolgen die Inspektionen im zweiten und dritten Jahr nach der Erstprüfung. Anschließend wird die nächste Inspektion zwei Jahre später durchgeführt, und danach folgen die Prüfungen alle drei Jahre. Dieser Plan sorgt dafür, dass die Überwachung der Konstruktionen je nach Komplexität und Risiko angemessen angepasst wird. Folgende Grafik verdeutlicht die Überwachungsintervalle:
DIN EN 1090: So beeinflusst sie die Arbeit bei Krähe + Wöhr
Im Zuge der Einführung der DIN EN 1090 haben wir als Stahlbauunternehmen bei Krähe + Wöhr ein umfangreiches System einer werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) aufgebaut und dieses zertifizieren lassen. Seit Einführung sind wir dabei bis in die höchste Ausführungsklasse der DIN EN 1090 EXC4 zertifiziert und erfüllen damit im Bereich des Stahlbaus höchste Standards. Wir überprüfen unsere WPK seit Einführung kontinuierlich und entwickeln diese stetig weiter, wodurch wir sicherstellen, dass die von uns in Verkehr gebrachten Bauteile alle notwendigen Leistungsmerkmale aufweisen. Die regelmäßigen Rezertifizierungen bestätigen die Funktionsfähigkeit unseres WPK-Systems und das Erfüllen aller Anforderungen.